Leben nach dem Tod
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Du wirst sterben

Eines Morgens wirst du aufwachen, ohne zu wissen, dass dieser Tag anders ist als andere Tage. Es ist DEIN ganz persönlicher Tag. Heute wirst du sterben! Der Tag, vor dem du dich immer gefürchtet hast, von dem du hofftest, er würde nie kommen – nun ist er da.

Wahrscheinlich wirst du dann alt sein und dein Leben gelebt haben. Jedenfalls, wenn du in die Statistik fällst. Ein Blick in die Zeitung macht einem jedoch bewusst, dass der Tod nicht nur die Alten trifft. Vielleicht wird dir in jungen Jahren ein Unfall zum Verhängnis werden. Oder aber du erliegst einem Herzinfarkt, dem Krebs oder einer anderen hinterhältigen Krankheit. Wir wissen das Wann und Wie, Gott sei Dank, nicht vorher. Nur eines ist gewiss: Es WIRD uns erwischen.

Natürlich „weißt“ du das, nicht wahr? Natürlich, weil wir eben alle sterben müssen, was für eine Frage.

Doch bist du dir dessen auch bewusst? Weißt du, was es bedeutet?

An diesem Tag wirst du alles ein ALLERLETZTES MAL machen, alles, von dem du so selbstverständlich geglaubt hast, dass es auch morgen wieder so sein wird.

Doch vielleicht weißt du schon seit längerem von deinem bevorstehenden Tod, weil du sehr alt oder krank bist. Der Mensch hofft, bis zum letzten Tag gesund sein zu können. Um dann vielleicht "einfach so" abberufen zu werden. Doch leider sterben wir nicht an Gesundheit. Unserem Tod geht immer Verfall und Krankheit voraus, die zuletzt so schlimm werden, dass ein Weiterleben nicht möglich ist. Das ist tragische Gewissheit. Mancher sehnt den Tod herbei, um von seinen Schmerzen erlöst zu werden. Hast du Angst vor dem Sterben und weißt nicht, wie du damit umgehen sollst? Sei getrost, denn damit bist du nicht allein. Zigtausende Menschen haben zu deiner Stunde die gleichen Probleme.

Vielleicht hilft es dir, wenn du an die Vielen denkst, die vor dir kamen. Seit Urzeiten steht Generation um Generation vor diesem Dilemma, Menschen jeglichen Alters, teilweise erheblich jünger als du es bist. Eine Armee von Lebenswilligen und längst Vergessenen teilte dieses Schicksal vor deiner Zeit mit dir. Und alle haben es gemeistert, sind den Weg bis zum Ende gegangen. In Demut und ihnen zum Gedenken wollen wir guten Mutes sein und unsere Rolle im ewigen Kreislauf annehmen.

Wenn du dir Sorgen um deine zurückbleibenden Lieben machst, denke daran:

du gehst ihnen nur voraus - und bald werdet ihr euch wiedersehen!

Dies ist eine Erkenntnis aus den vielen Nahtod-Berichten, von denen ich auf den weiteren Seiten berichten werde.

Wie geht es dann weiter - ohne dich? Wenn du kein prominenter Mensch bist, wird die Welt von deinem Tod keine Notiz nehmen. Zum gleichen Zeitpunkt wird in unserem Land über Politik und Wetter diskutiert werden wie bisher. Millionen Menschen werden am nächsten Morgen und an jedem weiteren Tag zur Arbeit gehen, als wenn gar nichts passiert ist.

Aber wie ist die Reaktion in deinem persönlichen Umfeld? Was lässt du zurück? Wie werden dich deine Familie und Verwandten, Freunde und Bekannten in Erinnerung behalten? Wir hoffen natürlich, in den Augen unserer Mitmenschen als liebenswert gegolten zu haben. Vielleicht als hilfsbereit oder gerecht. Wenn du dir dein Wunschbild anschaust, frage dich einmal: "War ich wirklich so? Empfanden mich meine Mitmenschen genau so?"


Bevor es zu spät ist

Ich erinnere mich an einen Zeitungsartikel, in dem eine reiche Frau den Tod ihres Jungen beklagte. Er wollte nicht mehr leben und hatte sich vom Dach des Elternhauses gestürzt. Die Frau sagte: "Wie gern würde ich ihm seine chaotische Art verzeihen, wenn ich ihn doch nur wiederhaben könnte!" Sie tat mir unendlich leid, denn ich wusste genau, was sie meinte.

Ich selbst ertappe mich oft dabei, wie genervt ich bin, wenn meine Tochter mal wieder aus vollem Hals unter der Dusche singt. Auch bombardiert mich mein Sohn immer genau dann mit seinen Erlebnisberichten, wenn ich gerade sehr beschäftigt bin. Aber wie unerträglich wäre die Stille, wenn beide nicht mehr da wären? Ich würde den "Lärm" herbeisehnen. Und so bin ich nach kurzer Besinnung oft dankbar, dass ich die "negativen" Eigenarten meiner Kinder ertragen darf.

Bist auch du oft unzufrieden mit deinen Mitmenschen? Dich stören vielleicht einige Eigenarten deines Partners oder Kindes, deiner Eltern? Dann denke daran: es sind genau DIE Eigenarten, die du vermissen wirst, wenn dir dieser Mensch, vielleicht durch ein Unglück, einmal genommen werden sollte.

Denke dich selbst in eine ähnliche Situation hinein, und du wirst deine "Probleme" vielleicht in einem anderen Licht sehen.

Vor langer Zeit sah ich im Fernsehen eine Langzeit-Doku über einen todkranken Jugendlichen, der von der Kamera auf seinem schweren Weg begleitet wurde. Seine Lunge war krank und er musste ständig und überall einen Plastikbecher dabei haben, in den er hineinspuckte. Bei einem Interview während einer Autofahrt wurde er gefragt, was er gerne noch einmal gemacht hätte, wenn er nicht sterben müsste. Er sagte etwas ganz banales: "Ich hätte so gern einen Motorrad-Führerschein gemacht". Ich selbst fahre kein Motorrad, und über Motorradfahrer und ihre gefährliche Fahrweise rege ich mich oft auf. Aber in diesem Moment wurde mir die Tragweite seines schrecklichen Schicksals voll bewusst. Dieser Junge würde niemals Motorrad fahren.

Das Ende der Doku zeigte dann eine Szene auf dem Friedhof, er wurde gerade beerdigt. Eben hatte man den Jungen noch von seinem Herzenswunsch reden hören, jetzt standen die Angehörigen an seinem offenen Grab. Mir kamen die Tränen, und ich sah diesen Jungen und seinen Traum vom Motorradfahren in einem ganz anderen Licht. Wie gern hätte ich ihm diesen Wunsch erfüllt.

Elisabeth Kübler-Ross, die große Sterbeforscherin, hat mit tausenden Patienten auf dem Sterbebett gesprochen. Sie fragte u.a. danach, was diese gern noch einmal gemacht hätten. Es hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht, was viele antworteten: "Ich würde so unheimlich gern noch einmal den Sternenhimmel sehen. Oder das Meer." Offenbart dies unsere tiefe Verbundenheit mit der Natur, von der wir doch alle ein Teil sind?

Was würdest DU gern tun, wenn du noch einen Tag zu leben hättest?

Auch wenn es abgedroschen klingt: gehe möglichst niemals im Streit auseinander. Versöhne dich mit deinen Lieben vorher - du weißt nie, ob du sie noch mal wiedersiehst. Was für eine Qual für den Sterbenden und den Zurückbleibenden! Ich weiß von mehreren solchen tragischen Situationen. Kein Streit im Alltag kann so groß sein, dass er dies wert wäre. Lass es nicht so weit kommen.

Über Dinge, die dir am Herzen liegen, sprich zu Lebzeiten mit deinen Angehörigen. Tue es rechtzeitig!

Wir sollen unser Leben leben und nicht ständig an das Sterben denken. Aber für den "Fall der Fälle" sollten Angehörige über den Tod gesprochen haben, den eigenen und den des anderen. Ich denke, dass alle Menschen dieses Thema beschäftigt, spätestens wenn das Ende greifbar wird. Denn es gibt wohl kaum etwas, das unser Gemüt mehr bewegt, als der Tod eines lieben Menschen. Man hat sein Leben zusammen in Liebe und gegenseitigem Vertrauen verbracht - dann sollten wir uns in der tiefgreifendsten aller Erfahrungen einander nicht verschließen und offen und ehrlich über unsere Ängste und Hoffnungen reden dürfen. Das hat ein jeder von uns verdient.

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